Abschnitt 4
Huangdi war seit neunzehn Jahren zum Himmelssohn berufen. Die Welt gehorchte ihm. Da hörte er, dass Guangchengzi, der Umfassend Vollendete sich auf dem Gongtong, dem Identisch leeren Gipfel aufhielt. Also ging er ihn besuchen und sagte: „Ich habe gehört, dass Ihr, mein Herr, das höchste Dao erreicht habt. Darf ich Euch befragen über die Essenz des höchsten Dao? Ich möchte die Essenz von Himmel und Erde erfassen, um die fünf Getreide zu produzieren und so die Menschen zu ernähren. Ich möchte auch das Yin und das Yang regeln, so dass diese den Bedürfnissen aller Lebewesen entsprechen. Wie muss ich also vorgehen?“
Der Umfassend Vollendete antwortete: „Das, was Ihr wissen möchtet, betrifft die Natur der Dinge und wenn Ihr sie regeln wolltet, würdet Ihr in Wirklichkeit die Dinge zerstören. Wenn Ihr selber die Welt regieren würdet, würde sich das Qi der Wolken nicht mehr sammeln und es würde dennoch regnen, die Pflanzen würden nicht mehr verwelken und dennoch absterben und das Licht von Sonne und Mond würde an Kraft verlieren! Wie wäre ein solcher Angeber mit unreinem Herzen der Erklärungen über das höchste Dao würdig?!“
Huangdi zog sich zurück und gab die Welt auf, er baute sich eine Hütte, in die er eine einfache Strohmatte legte, und wohnte dort drei Monate lang. Dann ging er wieder Guangchengzi befragen.
Der Umfassend Vollendete hatte sich Richtung Süden hingelegt. In einem günstigen Moment näherte Huangdi sich ihm auf den Knien, verbeugte sich zweimal mit dem Kopf bis zum Boden und fragte: „Ich habe gehört, dass Ihr, mein Herr, das Dao erreicht habt. Darf ich Euch fragen, wie man den eigenen Körper regieren soll, um lange währen zu können?“
Guangchengzi antwortete: „Eine gute Frage! Kommt, ich werde Euch vom höchsten Dao erzählen:
Die Essenz des höchsten Dao ist sehr weit und tief, sehr düster und dunkel. (…)
Übersetzung des chinesischen Originaltextes: Elena Camesi Janke
